13.12.2022

Unbekannter KRAFTWERKER?

Der Tag in diesem Sommer, an dem RALF HÜTTER von KRAFTWERK mit Dieter K. (aus Aachen) Kontakt aufnahm

Die besondere Geschichte eines (bisher leider irgendwie) unbekannten KRAFTWERKERS…

Mensch Roboter Kraftwerk
Foto: Martin Heinen
von Martin Heinen
 

Ralf Hütter hat sich gemeldet. Aus Orlando/Florida. Nicht direkt, aber über seine Düsseldorfer Anwältin. Es ist keine sonnige Postkarte, auch keine digitale. Und auch keine, die Musik – z.B. „Der Telefon Anruf“ oder „Boing Boom Tschak“ – spielt, wenn man sie aufklappt. Trotzdem klingt und klingelt es, eher aber mahnend, genügend mürrisch auch – in juristischer Tonlage mit schmollendem Moll, also auch ein wenig radioaktiv. Er, also der Kopf der Köpfe von Kraftwerk, und der Adressat, Dieter K. aus AC, leben in einem anderen Raum in einer anderen Welt – in Bezug auf Geld, Lebensstil, Status, Glanz und Ruhm und so. Und doch haben sie vieles gemeinsam. Dieter könnte es wissen, Ralf eher nicht. Beide wuchsen am Wasser auf: Dieter an der Wurm in Würselen, Ralf am Rhein in Krefeld. Dieter hat sich schon als kleines Kind mit Strom beschäftigt, Ralf – vermutlich erst im späteren Alter (als Dieter) – ja bekanntlich auch. Elektronische Bastler und Entwickler sind sie also beide, gerade auch als Musiker.

Antennen.

Dass Dieter der Fischer-Technik-Baukasten schon ziemlich schnell als zu kindisch, zu vorgegeben und einfach zu einfach vorkam, dies weiß kaum jemand. Dass er dann mit 6 Jahren, da war Ralf schon 28, selbst loslegte, verkabelte, verlötete und sich in elektrische Experimente verträumte und wagte, ist (bisher) auch nirgendwo nachzulesen. Sein erster Coup in der Elektronik war eine Alarmanlage, mit der ein Leselämpchen unter der Bettdecke ausging, wenn die Eltern die Tür berührten…Für Dieter war das ein großer Sprung, ein revolutionärer Streich. Dieter, der Pionier, der unbekannte. Seine Erfindung, die viele Kinder wohl gerne auch gehabt hätten, ging nicht in Produktion, bekam keine Preise (etwa den Grammy) und leider dann auch keinen Weltruhm ab. Diesbezüglich, also über die Kreativität und den Erfindungsreichtum elektronischer Tüfteleien/Modifikationen/Quantensprünge von Ralf, ist hingegen in der Musik-, Pop- und Kunstwelt (fast) alles bekannt, alles gerühmt, alles ausgestellt und katalogisiert worden. Als Pionier, als einer der berühmtesten – im Pop-Musikalischen, gerade auch mit der Hilfe von Schaltkreisen.

Musique non stop: Der Kopf(hörer) und die Heimorgel.

KRAFTWERK – dazu muss man nichts mehr sagen. Zu Dieter aber wohl. Er hatte eine musikalische Mutter, noch vier Geschwister und einen Vater, der aber meinte, dass trotz Quengelns kein Klavier in die Wohnung käme. Zu viele potentielle Klavierverliebte, es hätte zu laut werden können. Also kam eine Heimorgel an den Stecker (!), die man auch mit Kopfhörer spielen konnte. Kopf? – da war doch was. Auch gemeinsam. Und: Ralf spielte ebenfalls zuerst Orgel. Das kann (k)ein Zufall sein. Ralf könnte es jetzt schütteln. Seinen Kopf z.B., der längst ikonisch und Weltkunst ist – und den er ja auch manchmal in die Hand genommen hat. Im Museum – etwa im Düsseldorfer Kunstpalast, bei Dieter war es nur der Kopfhörer auf den Ohren im elterlichen Wohnzimmer. Zum Orgelspiel kamen bei Dieter dann die Gitarre, das Cello und sehr schnell auch die neugierige wie auch musikalische Fummelei an ersten Computern, Sequenzern und Konsolen dazu. „Computerliebe“ – hier wie dort.

Über Merkstein zog es den Dieter dann nach Aachen. Gleich, aber anders als bei Ralf, der hier mal Architektur studierte. Dieter hing weiter am Strom und ging zur STAWAG, später zur RegioIT. Er wurde das, was er werden musste, berufen zum: Energieanlagenelektroniker und über die Abendschule zum „Staatlich geprüften Techniker“. Lieblingstätigkeit: EDV-Steuerung. Von…Heiz- und Wasserwerken, also von KRAFTWERKEN. „It`s more fun to compute“ – kann man komponieren/singen, und/oder auch so oder anders (aus)leben.

Neonlicht: Er sieht gut aus, aber er ist kein Model.

Ralf ist mittlerweile 76 Jahre alt und über alle eh` schon hohen Stufen der Anerkennung, des Künstlerstatus` und des Prestiges in seinem Leben und Schaffen – gerade in den letzten Jahren nochmal kräftiger/energievoller hochverehrt wie -gefeiert – auf der höchsten Künstler-/Musikerstufe angekommen. Dieter ist 54 und Frührentner. Er sieht gut aus, hält sich über endlose Stufen hinauf zu seiner Wohnung fit (es gibt keinen elektrischen Aufzug). Aber er lebt nicht von seiner Musik und arbeitet auch nicht als Model. 

Ruckzuck:  Aus de Maus.

„Das scheint wohl ein schräger Vogel zu sein…, aber man müsse da… unternehmen…“ schrieb Ralf im Juli 2022 auch an seine Anwältin, die mit sanftem oder doch nicht so ganz sanftem Druck in Richtung und gegen Dieter K. zog, offiziell und schriftlich. Anlass: Sein Auftritt als „KraftZwerk“ im Rahmen des Aachener Lothringair-Festivals, das Ende Juni stattfand, und eine damit verbundene, mögliche Markenrechtsverletzung, die er begangen und in Folge für ihn erhebliche negative Konsequenzen haben könnte. Dieter nahm das ernst, aber auch mit (vorsichtigem) und mit dem für ihn typischen, leisen Humor auf. Die Anwältin hatte den O-Ton von Ralf als angehängte Datei versehentlich weitergeleitet. Das mit „dem schrägen Vogel“…sah Dieter durchaus als Lob aus profundem Munde an und fragte höflich nach, ob er diese prominente Charakterisierung als Zitat nutzen dürfe…etwa auf seiner Website www.menschroboter.de. Eher…nein. Der Konflikt wurde dann so gelöst: Dieter darf sich nun „Mensch Roboter play Kraft(z)werk“ nennen. Den Gegenvorschlag als „Claus de Maus (sein eigentliches Künstlerpseudonym). Tribute to Kraftwerk“ fand Dieter jetzt nicht so passend wie spannend. Tatsächlich wie inhaltlich und programmatisch nicht. Man diskutierte noch ein bisschen – und einigte sich anders. Irgendwie wie am Taschenrechner, dem juristisch-formalen und/oder –gnä-digen wie -verständnisvollen.

Metall auf Metall: Das Laboratorium und Studio unterm Dach.

In der kleinen Dachmansarde von Dieter in der Aachener Theaterstraße gibt es auch überhaupt kein Federvieh. Nur ein Kater huscht durch die Mini-Werkstatt, die früher wohl mal ein Esszimmer war. Mitten drin steht auf dem Arbeitstisch ein neu glänzendes Fräßwerk, das er sich gerade zusammenbaut, damit er demnächst auch noch andere Metalle nutzen bzw. bearbeiten kann. Drumherum liegt so alles, was das Herz des Elektrikers höher schlagen lässt: Lupen, Präzisionsschraubenzieher, Lötgerät, Kabel und Steckschalter. Das sieht nach professionellem Werkeln aus. Einen Hinweis auf sein Werk könnte eine kleine Bleistiftzeichnung geben, die in seinem Wohnzimmer hoch an der Wand hängt. Mit vier Köpfen. Einer davon könnte Ralf sein. Gleich daneben blinken auf der Kommode ein DFAM, ein Subharmonicon und eine Mother32. Dieter hat sie zusammengesteckt. Darauf steht ein berühmter Name: von Herrn MOOG, also einem der Urväter des Synthesizers, der mit Vornamen Robert hieß. „Die nehme ich dann auch gerne zum Synthesizer-Stammtisch mit, den wir in der `Raststätte` (liegt nicht an der Autobahn, sondern in der Aachener Lothringer Straße…) monatlich veranstalten. Dann kommt alles auf den Tisch und wir legen los. Das ist sehr spannend, gerade auch musikalisch“, sagt Dieter. Zu den vier Köpfen ergänzt er: „…die Zeichnungen habe ich angefangen, um mich schrittweise mit Mimik vertraut zu machen. Das war die gestalterische Basis für die wirklichen Köpfe bzw. Kopf-Skulpturen…“

Kraftwerk habe er früher eher kaum gehört. Lieber lauschte er J.M. Jarre oder Klaus Schulze. Neben elektronischen Sounds steht Dieter seit Jahrzehnten auf Progressive- und Krautrock. Und auf Robotronik und KI. „Obwohl…“, schränkt er ein, „…Künstliche Intelligenz ist eigentlich ein blöder Begriff. Da müsste man ja erstmal Intelligenz definieren…“. Dieter hat schon in so einigen Bands mitgemischt. „Manche hatten in 30 Jahren aber nur ein paar Auftritte…“, schmunzelt er. Ralf hat ja auch, bevor es zu „Organisation“ und später zu „Kraftwerk“ kam, in diversen Bands mitgespielt, also bei den Vorläufern, die etwa „Rambo Zambo Bluesband“ oder „Bluesology“ hießen.

Showroom dummies: We are the robots…Roberry, Ralph und Flori-Jan

2013/2014 begann Dieter mit dem Selbstbau eines Roboters. Der heißt immer noch „Roberry“, guckt ganz freundlich und lieb – und steht, hockt, wartet gerade – total relaxed wie angelehnt an der Wendeltreppe, direkt am Eingang vom „Labor“ seines Erschaffers. Bis Dieter ihm tatsächlich Leben, Mimik und Bewegung einhauchen konnte, hat es schon so drei Jahre gedauert. „Ich hatte ja keine Ahnung davon…von spezifischen Motoren, Modulen, vom Framework und so.“ Das war also eine lange Fahrt auf der Autobahn…bis zum 3D-Führerschein. Als Autodidakt und Autopilot. Roberry hat mittlerweile noch zwei Brüder, Freunde und/oder Bandmitglieder dazubekommen. Den „Ralph“ und den „Flori-Jan“, die auch so schön heißen, damit keine Namens- wie Markenrechte verletzt werden, also z.B. etwaige von Ralf. „Für deren Bau habe ich dann nur noch so zwei bis drei Monate gebraucht…“, beschreibt Dieter die rasante Lern- und Umsetzungsphase.

Die drei Typen, jeder ist anders, sind keine simpel verkabelten Animationspüppchen, sondern multifunktionsfähige Roboter. Mittelgroße Zeitgenossen/Menschen (m/w/d) wie (fast) Du und ich. Zwei Figuren vom Trio ähneln natürlich Ralf (Hütter) und Florian (Schneider), also eher deren Avataren/Nachbildungen. Sie gucken und bewegen sich mittlerweile auch mit einer computergesteuerten Objekterkennung, die Dieter ständig optimiert. Sie leben. Das ist wichtig, damit sie von bestimmten Startsignalen (klanglichen) ausgelöst – auch in die richtigen, vorgeplanten Bewegungsabläufe kommen. Technisch-symphonisch stimuliert, synchron und choreografisch agierend. Gerade ist Roberry mit Dieter allein in der Wohnung, Ralph und Flori-Jan ruhen sich zurzeit im Keller aus – bis zum nächsten Auftritt oder Technik-Check oder zur KI-Optimierung. 

Electric Cafe: Dieter gründet eine Organisation, aber allein.

An seinem 51. Geburtstag, also 2019, hatte Dieter eine etwas andere Geburtsidee. Nach dem Auftritt der Formation „Voidinside“ (…zu deren Köpfen er gehört) im Aachener „Dumont“ verkündet er seinen Kollegen: „Ich werde Kraftwerk nachspielen, nachbauen, nach…“, aber eben nicht einfach so nachmachen. Irgendwie aus Spaß gesagt, aber dann total ernsthaft und konzentriert umgesetzt. Und zwar nicht mit kopierten Samples oder digitalem Schnick-Schnack nachgefummelt, sondern mit originalen, analogen Synthies und eigener Technik/Hard- wie Software 1:1 neu (ein)gespielt, formatiert und „komponiert“.

Dazu ging Dieter auf einer akribische, maßstäbliche, faktengenaue wie kosmische Reise in die Räume und Welten von KRAFTWERK, die vor ihm wohl niemand jemals so betreten hat. Ton für Ton, so nah dran, wie es nur möglich ist, am besten nur so, dass man keine Unterschiede zu den Originalen hört. Dazu sammelt(e) er elektro-musikalisches Retro-Equipment, das auch mal so oder so ähnlich bei den Kraftwerkern im Proberaum oder im Studio gestanden haben muss. Denn Rest bastelt(e) er selbst, wenn man dies dann als Bastelei bezeichnen und abtun darf. Es war und ist also ein Experiment, vor allem auch eine (bisher noch nicht ausgezeichnete) Forschungsarbeit – von Dieter, der zugibt: „…da ist am Anfang technisch so einiges schiefgelaufen…nicht jedes Kling war auch gleich ein Klang…natürlich kann man dazu auch digitale Simulationen nutzen, aber richtig gut klingt es nur, wenn es synthetisch-analog…wie früher…hergestellt wird.“

Seine Mensch Maschine(n) und sein Live-Elektro Kardiogramm.

Dieter trägt kein rotes Hemd und keine schwarze Krawatte. Er kommt in Pullover und mit einer ganz normalen Hose. Es ist auch nicht das MoMA in New York oder die Tate Gallery oder die „Rock ´n´ Roll-Hall of Fame“, in dem/in der er auftritt. Es ist der kleine, freie Kulturraum der „Raststätte“. Es ist Anfang November. Die Werbung dazu war eher spärlich. Die Tickets waren auch nicht binnen Minuten ausverkauft. Man bekam am Eingang auch keine 3D-Brille geschenkt, um überhaupt etwas sehen zu können. Als Geschenk gab es aber „Mensch Roboter“ Aufkleber, die sehr schnell vergriffen waren.

Und sowieso wie trotzdem: Der Warteraum mit Theke an der Fahrradstraße ist voll. Die Stimmung ist (…und nicht nur ein bisschen) wie in einem Foyer – in einem Museum, in einer Kapelle oder Kneipe. Man trinkt ein analoges Bier und wartet ahnungslos wie erwartungsvoll, jetzt schon seltsam elektrifiziert. Nur bitte auf was? Die LEDs verraten es erstmal auch nicht: Auf den Star, der keiner ist. Auf Dieter, den Geheimtipp. Roberry, Ralph und Flori-Jan stehen schon als Bühnentruppe im Blaulicht bereit. Stumm, regungslos, aber manchmal blitzen ihre Augen im Scheinwerferspot auf. Auf und in der Kapsel, die hinten auch eine Leinwand hat. Vor der Rampe stehen rund 80 bis 100 Mitreisende. Es gibt keinen Countdown, aber man spürt ihn. Was dann beginnt…, schwebt einfach, zweifach, mehrdimensional…los.

Zwischendurch muss man sich immer wieder mal festhalten oder kneifen, weil die normale Schwerkraft des Konzertgenusses und seine kritische Einordnung/Eintütung hier überhaupt nicht mehr greifen. Das ist so gut, wahr und schön irre, kommt aber nicht aus der Anstalt. Einer überfliegt das/die KRAFTWERK – und spielt, inszeniert, choreografiert das außergewöhnlichste, wahrscheinlich auch beste (…immer schön an die Markenrechte denken…) Konzert von KRAFTWERK – außerhalb von KRAFTWERK. Auf einer Mini-Bühne von vielleicht 16 qm, die in unendliche Weiten losdüst. Aber total geerdet, total präzise auf der Spur der Originale entlang… strömt. Klingt leicht zirzensisch-originell, ist aber selbst: TOTAL nüchtern/sachlich ORIGINAL – zwar mit Effekten, aber ohne Hascherei.

Es fallen und kreisen in eineinhalb Stunden so über ein Dutzend Songs…etwa von der langen Straße, von Nummern, vom melodiösen Kometen, vom Tour-de-Fahrrad…vom Boden und Himmel, von der und an die Decke der „Raststätte“, deren Namen/Bestimmung wohl noch nie…so…entsprechend war.   In den Raum – zum Mikrokosmos, der makro ist: …perfekt konzentriert/konzertiert und bis ins kleinste Detail arrangiert, kombiniert, projiziert. Dieter ist Audio- wie Video-Operator in Personalunion –  an den Tasten, am Laptop, am Mikro, später auch am Cello. Dieter ist der (bisher unbekannte) neue 5. Kopf. Und er ist nicht allein: …die Roboter leben, fühlen, folgen und bewegen sich mit. Scheinbar: frei. Zwar auf der Stelle, aber eben nicht statisch, sondern als mitspielendes, mit kommunizierendes Ensemble.  Wäre KRAFTWERK ein Legoland, wäre dies der beste Eingang dazu. Hätte man KRAFTWERK vorher noch nie gehört, sollte man hier den Kopfhörer anlegen. Neben den ursprünglichen… Originalen natürlich. Dieter bedient alle Knöpfe, er ist wie vier Köpfe gleichzeitig aktiv, dabei aber im Ohm-Om, also die ruhigste Schwingung selbst. 

Was allein für eine enorme Regie der Schalt-, Licht-, LED- und Projektionskreise, die im Hintergrund extremistisch verschaltet und getaktet sein muss. Auf den Punkt. Vorne, oben, überall – fließen, rauschen, fahren, rollen die Songs von Kraftwerk, bekannte, berühmte, aber auch eher unbekannte, als wäre es 1970 (Kraftwerk), 1972 (Kraftwerk 2), 1973 (Ralf und Florian), 1974 (Autobahn), 1975 (Radio-Aktivität), 1977 (Trans Europa Express), 1978 (Die Mensch-Maschine), 1981 (Computerwelt), 1986 (Electric Café) und 2003 (Tour de France) in 2022 – oder umgekehrt/verdreht. Einer nach dem anderen. Songs einer Ausstellung, total verinnerlicht, total innerhalb – aber irgendwie auch außerhalb vom (bisher) Vorstellbaren und Erlebten.  

Und: Dieter macht es nicht nur, er singt/spricht es auch. Und zwar auch so, dass es gut, dass es eine Marke ist und nichts Schlechtes/Lächerliches/Amateurhaftes/Karaokemäßiges tangiert.  „Autobahn“ z.B. – fährt er über 22 Minuten lang oder länger…so wunderbar durch`s weite Tal und den Glitzerstrahl der Sonne. Zwischendurch…so in den kleinen Haltepausen auf diesem Trip…moderiert er auch, wenn er die Songs und KRAFTWERK kurz erklärt und erläutert, historisch, technisch z.B., immer respekt- und liebevoll, aber nicht devot.  Und: In den rund 90 Minuten passiert kein einziger technischer, regiemäßiger oder dramaturgischer Fehler, kein einziger. Perfektion, Reduktion, Transformation, Fiktion – im 2Dieter-Raum. Das Publikum ist hin und weg und merkt erst wohl nach der zweiten Zugabe so richtig, dass es so langsam leider wieder in der Normalität landet…Vorher: wie auf einer Raumhaltestelle am Bahnhof – man streckt die Köpfe und Ohren immer neugieriger zur Bühne, zustimmende Pfiffe, zwischendurch andächtiges Lauschen, plötzlich frenetischer Zwischenapplaus und nach dem letzten Ton zur geglückten Landung: …ganz, ganz langes Applausrauschen. Eine wirkliche Verneigung.

Ohm Sweet Ohm: Das (irgendwie) uneheliche, bisher unbekannte Bandmitglied.

Man kann nur andeuten, was er und es nicht sind. Es ist kein Klamauk, kein verkraftwerktes, skurriles Marionettenlaienspiel, kein Plagiatssurfen, keine Freakshow oder gar Pop-Götter-Blasphemie, keine Fälschung, kein Ver..covern, keine Kinderei und keine Verarschung. Es spiegelt genau das Gegenteil: ein ureigenständiges Kunstwerk, vor allem als ganz nahe und respektvolle Liebeserklärung, Verbeugung und Erläuterung in LIVE, die es zu Hütter & Co. geben kann. Das ist anders, ganz anders -und so auch neu: Programmatisch/technisch/musikalisch/gesamtkünstlerisch, ernsthaft, aufrichtig und glaubwürdig, nur so ver- bzw. performend. HOCHSPANNUNG. Von einem Spezialisten, Sonderling und Astronauten, der (auch) von einem anderen Stern kam/kommt. Vielleicht ist er das uneheliche, bisher unbekannte, zufällig inspirierte Bandmitglied – von KRAFTWERK. Er ist aber niemals nur der Dieter K., der komisch erleuchtet der Kometenmelodie folgt…. Er ist nie ein oder der Kopierer.

Hall of Mirrors: Es geht nicht um`s Geld….

Der Aufwand von Dieter – vorher in der Produktion und Programmierung, später dann beim Aufbau der Traversen etc., dazu noch diese ganze Verkabelung, für die er ein eigenes System entwickelt hat, die Show, der Abbau usw. – stehen in keinem Verhältnis zum finanziellen Profit. Es ist Benefit – gut für ihn als Idee, Beschäftigung und Projekt- wie Kunstergebnis, (wohl) auch gut als außergewöhnliche und einzigARTige Huldigung an Ralf und KRAFTWERK, am besten als Extra-Erlebnis für die Mithörenden wie –sehenden und –staunenden. „Das ist schon anstrengend. Da muss ich mich in Bezug auf Auftritte schon einschränken. Ich spiele dann auch nur in Kulturzentren, die nicht so kommerziell unterwegs sind. Nur ein paar Engagements im Jahr…“, schränkt Dieter seine Touren ein.  2022 war er etwa im „Zimmer 16“ in Berlin, beim „Zytanien“-Festival in Hannover oder in der Dresdner Kulturfabrik. Dahin rollte er mit seinem über 20 Jahre alten, vollgepackten Wohnmobil von Autobahn zu Autobahn und über die Landstraßen: …sein Spacelab.   

Dieter orientiert sich (also) an einer Präambel von Ralf Hütter, die gerne zitiert wird: „Besitz interessiert uns weniger, als teilzunehmen. Wir senden (Signale) aus. Manche dieser Ideen sind Radiowellen. Wir sind die Antenne, die die Information auffängt, der Transmitter, der die Information hin und her überträgt. Es ist wie Feedback-Energie. Ansonsten würde ich ja nur meine Musik zuhause spielen und schlafen gehen.“

Sagte einst Ralf, Dieter sagt und meint es so ähnlich. Nicht um Ralf zu kopieren. Dieter K. wie KRAFT…, nein…wie KUCKERTZ.

P.S.: Laut Google gibt es zu und von den rund 70 Kraftwerk-Songs…790 Samplenutzungen, 201 Coverversionen und 61 Remixe. Es kann stimmen, oder nicht. Es fehlen aber wohl noch die Versionen und Plays von Dieter. So rund 16. Und auch sein nächster, selbst komponierter…neuer Song, den er schon im Kopf, in seinem, hat. Nicht als, sondern in der Art von. Darin soll es um Apps gehen.

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