„Es gab noch selten so viel Aachen im Bundestag“, lobte Dr. Mark Speich, Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen in seiner Begrüßung in Berlin beim „Parlamentarischen Tag“, zum dem der Region Aachen Zweckverband und die Euregio Maas-Rhein eingeladen hatten. In Berlin haben Vertreter*innen aus der Region Aachen und der Euregio Maas-Rhein einen Tag lang mit Bundestagsabgeordneten und geladenen Gästen die Hindernisse, vor allem aber die vielfältigen Chancen einer Grenzregion diskutiert.
Die Euregio Maas-Rhein ist eine der am besten vernetzten Grenzregionen Europas. Seit vielen Jahrzehnten wird auf unterschiedlichen Ebenen kooperiert und gemeinsam die Euregio entwickelt. Das grenzüberschreitende Miteinander stellt die Akteure vor administrative Herausforderungen wie nationale Regelungen und Gesetze. Ein reibungsloser Ablauf ist dadurch erschwert.
Strukturwandel in der Euregio Maas-Rhein und das Einstein-Teleskop
Bei einem „Parlamentarischen Mittagessen“ diskutierten Dr. Mark Speich, Mario Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Dr. Thomas Wilk, Regierungspräsident der Bezirksregierung Köln und Präsident des Region Aachen Zweckverbands, sowie Dr. Tim Grüttemeier, Städteregionsrat der StädteRegion Aachen, mit Abgeordneten und geladenen Gästen über die Herausforderungen des durch das Ende des Kohleabbaus notwendig gewordenen Strukturwandels. „Die Euregio Maas-Rhein hat aufgrund ihrer hervorragenden auch grenzüberschreitenden Netzwerke aus Wissenschaft und Wirtschaft beste Voraussetzungen für den Strukturwandel. Wichtig ist, dass wir gemeinsam beherzt die evaluierten Zukunftsprojekte angehen“, so Grüttemeier.
Eines dieser wichtigen Projekte ist das Einstein-Teleskop, von dem nicht nur Grüttemeier hofft, dass dieses Teil der Lösung werden könne. Neben den herausragenden wissenschaftlichen Aspekten stellt das Teleskop auch ein wirtschaftliches Megaprojekt dar, das inklusive des Baus für die nächsten 50 Jahre bis zu 1.500 direkte und indirekte Arbeitsplätze verspricht. „Eine Chance also, die die Euregio nicht verpassen sollte“, sagt auch der Regierungspräsident Wilk. Für die erfolgreiche Umsetzung sei aber Unterstützung auch auf Bundesebene notwendig. Das Einstein-Teleskop ist ein Designkonzept für einen europäischen Gravitationswellen-Detektor der sogenannten dritten Generation, das rund zehnmal empfindlicher als heutige Instrumente sein wird. Es kann einen tausendfach größeren Bereich des Universums auf der Suche nach Gravitationswellen untersuchen und Quellen aufspüren, für die die aktuellen Instrumente zu schwach sind.
„30 Prozent der Einwohner Europas wohnen in Grenzgebieten. Wenn es uns gelingt, das Einstein-Teleskop in die Euregio Maas-Rhein zu holen, dann eröffnet eine solche euregionale Zusammenarbeit neue Dimensionen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa“, unterstreicht Emile Roemer, Vorsitzender des EVTZ Euregio Maas-Rhein und Kommissar des Königs in der niederländischen Provinz Limburg.
Grenzbarrieren jetzt abbauen
Der anschließende „Parlamentarische Abend“ stand unter dem Motto, Barrieren abzubauen, um den grenzüberschreitenden Alltag zu erleichtern. Auch wenn das grenzüberschreitende Leben, Arbeiten, Lernen und Wohnen bei vielen der in der Euregio Maas-Rhein lebenden vier Millionen Menschen ganz normaler Alltag ist, erschweren administrative Hürden und Hindernisse dieses. Die nationalen Regelungen und Gesetze sind nicht auf Grenzgebiete ausgelegt. Grund genug, um in Berlin die – grenzüberschreitenden – Herausforderungen umfassend zu erörtern.
Sibylle Keupen, Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen, und Euskirchens Landrat Markus Ramers sehen die aktuellen Handlungsbedarfe bei den Themen „Grenzüberschreitendes Arbeiten“, „Grenzüberschreitende Sicherheit“ sowie „Grenzüberschreitende Gesundheit“Beide betonen, dass vor allem auch Krisen nur gemeinsam und wenn alle an einem Strang ziehen, bewältigt werden könnten. Dieses hätten der Umgang mit der Pandemie und dem Jahrhunderthochwasser in der Region von 2021 eindrucksvoll gezeigt.
Staatssekretär Dr. Mark Speich hebt die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns hervor. „Vor uns liegt ein Jahrzehnt mit zahlreichen globalen Herausforderungen, denen wir nur gemeinsam begegnen können. Wir müssen den Mut zu echten Veränderungen aufbringen. Nur gemeinsam können wir die Zukunft Europas gestalten. Gerade die Euregio Maas-Rhein zeigt uns, wie wichtig gemeinsames Handeln ist, um den notwendigen Strukturwandel zu gestalten. Diese kann Beispiel für viele andere Regionen und letztlich für ganz Europa sein“, sagt Speich.
Moderiert wurde der Parlamentarische Tag von den Gastgebern Ulla Thönnissen, Geschäftsführerin des Region Aachen Zweckverband, und Michael Dejozé Geschäftsführer des EVTZ Euregio Maas-Rhein.