Leistungsstarke Gesundheitsregionen (LeiG)
Die Gesundheitsversorgung könnte deutlich verbessert werden, wenn alle Be-teiligten gemeinsam planen würden, welche medizinischen und pflegerischen Kapazitäten in einer Region tatsächlich benötigt werden. Bislang mangelt es im Gesundheitswesen jedoch sowohl an ausreichender Abstimmung zwischen den Akteuren als auch an der Einbindung digitaler Versorgungsmöglichkeiten. Dies führt vermehrt zu vermeidbaren Engpässen, insbesondere im Bereich der ärztlichen und pflegerischen Versorgung.
Mit dem Projekt “Leistungsstarke Gesundheitsregionen (LeiG) erprobt die Region Aachen einen innovativen Ansatz, um die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu stärken –in Zeiten wachsenden Versorgungsdrucks, zunehmender Fachkräfteengpässe und ungenutzter digitaler Potenziale. Das Projekt verbindet analoge und digitale Strukturen zu einem integrierten, regional abgestimmten Versorgungskonzept.
Im Mittelpunkt steht ein ganzheitlicher Ansatz, der sich konsequent an den Bedürfnissen der Region orientiert. Ärzt*innen, Pflegekräfte, Verwaltungen, Krankenkassen und weitere Akteur*innen entwickeln das Konzept gemeinsam im Sinne eines echten Bottom-up-Prozesses. LeiG umfasst eine rund zwölfmonatige Planungsphase mit Potenzialanalyse, Maßnahmenentwicklung und Grobplanung sowie ein anschließendes zwei bis dreijähriges Umsetzungsprojekt, in dem die entwickelten Ideen praktisch erprobt werden. Die Erfahrungen aus Aachen fließen anschließend in eine bundesweite Studie ein und sollen deutschlandweit Impulse setzen.
Die Region Aachen bildet die erste Modellregion des Projekts – mit der StädteRegion und Stadt Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg. Konzipiert wurde LeiG vom Health Transformation Hub der Bertelsmann Stiftung und wird methodisch von der Berliner fbeta GmbH begleitet. Vor Ort arbeiten die AOK Rheinland/Hamburg – und seit Herbst 2025 auch weitere Krankenkassen wie die DAK, die Barmer, die IKK Classic und die BKK Landesverband Nordwest – die StädteRegion Aachen und der Region Aachen Zweckverband eng zusammen. Durch die Erweiterung auf die gesamte Region erfüllte das Projekt die Voraussetzung von über einer Million Einwohner*innen – ein Schritt, der maßgeblich durch den RAZV ermöglicht wurde.
Ziel ist ein regional integriertes, sektorenübergreifendes Versorgungssystem, das Krankenhäuser, Haus- und Fachärzt*innen, Pflegeeinrichtungen, ambulante Dienste und Angehörige wirksam miteinander vernetzt. Besonders im Blick: die Versorgung chronisch kranker und pflegebedürftiger Menschen, die heute oft unter fehlenden Schnittstellen und unzureichenden digitalen Strukturen leiden.
Im Jahr 2025 wurde der erste Projektsprint mit 10 Workshops mit insgesamt über 90 Experten mit der Priorisierung von zwei Transformationsstrategien abgeschlossen: Vor dem Hintergrund von überdurchschnittlich hohen Fallzahlen bei chronischen Erkrankungen und sinkenden Kapazitäten in der Pflege sollen die Maßnahmen „Virtuelles Team für die Therapiesteuerung von chronisch Erkrankten“ und „Virtuell gestützte informelle und professionelle ambulante Pflege“ realisiert werden. Die Umsetzungs-, Organisations-, Finanz- und Technikplanung der ausgewählten Maßnahmen wird 2026 fortgesetzt.
LeiG zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Gesundheitsplanung neu zu denken: weg von der isolierten Betrachtung einzelner Sektoren und hin zu einem regionalen, integrierten Ansatz, der Prävention, Beratung, Mobilität und digitale Gesundheitsanwendungen gleichberechtigt berücksichtigt.